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Julian Zipf hat die HG im Herzen – und die Bundesliga im Blick

Julian Zipf trainiert mit erst 24 Jahren den Handball-Badenligisten Oftersheim/Schwetzingen II mit innovativen Trainingsmethoden – auch wenn die Premiere in der 3. Liga misslingt, hat er große Ziele.

Ehemalige renommierte und erfolgreiche Spieler werden nach ihrer Aktivenkarriere gerne als Trainer eingesetzt. Handball-Drittligist HG Oftersheim/Schwetzingen ist ein gutes Beispiel für ein solches Vorgehen: Mit Axel Buschsieper, der von 2005 bis 2008 für die HG in der 2. Bundesliga auflief, wurde sich die Vereinsführung schnell einig. Auch das Badenligateam der HG wird von einem eigenen ehemaligen Spieler trainiert: Julian Zipf. Aber es gibt einen kleinen Unterschied zu anderen Handballern, die vom Feld zur Seitenlinie wechseln: Der Oftersheimer wird am 4. März erst 25 Jahre alt.

„Ich habe Handball gespielt, seit ich denken kann“, blickt Zipf auf seine Karriere zurück, die Anfang 2020 wegen eines Knorpelschadens in der Schulter frühzeitig endete. „In meiner Familie wäre ich an Handball auch gar nicht vorbeigekommen – mein Vater ist noch heute Teil des Vorstandes der HG.“

Am Wochenende feierte Zipf als Trainer sogar in der 3. Liga Premiere. Als Vertreter von Axel Buschsieper führte er sein Team gegen die HG Saarlouis an. Der Start misslang allerdings – Schicksal vieler später großer Trainer. Oftersheim/Schwetzingen unterlag dem Tabellensechsten 29:34.

Er selbst habe nie einen anderen Sport betreiben wollen. „Der Weg war durch meine Familie ohnehin vorgezeichnet und ich wohl auch recht begabt. Ich hatte Spaß an Handball und die richtigen Trainer, die mich gefördert haben.“ In der B-Jugend schaffte es Julian Zipf entsprechend bis in den Landeskader und nach der Einladung zu einem Lehrgang mit der Jugendnationalmannschaft 2013 sei durchaus die Überlegung aufgekommen, Handballprofi zu werden.

Nach dem Abitur absolvierte Zipf ein Freiwilliges Soziales Jahr beim TV Schwetzingen, um sich „ganz auf Handball konzentrieren zu können“. Nach einem Knorpelschaden im Knie musste er jedoch 18 Monate pausieren, schaffte unter Holger Löhr bei der HG aber den Sprung in die 3. Bundesliga, in der er zwei Saisons lang spielte – „zuletzt auch sehr erfolgreich, aber Ende der zweiten Saison traten Schulterprobleme auf.“ Ein MRT brachte die Gewissheit, dass es sich auch hier um einen Knorpelschaden handelte. Die Ärzte rieten zum Karriereende.

Früh übt sich

Zu diesem Zeitpunkt hatte Julian Zipf bereits mehrere Jugendteams der HG Oftersheim/Schwetzingen selbst trainiert und 2017 die B-Lizenz erworben. In der Saison 2015/2016 die männliche C2-Jugend, 2016/2017 die B2-Jugend, von 2017 bis 2019 die A-Jugend in Baden- und Bundesliga sowie 2019/2020 die A2-Jugend in der Landesliga, wobei Zipf hier auch als Leistungskoordinator fungierte. Die badische Meisterschaft mit der A-Jugend 2018 und die damit verbundene Qualifikation zur Jugend-Bundesliga zählt Zipf zu seinen größten Erfolgen als Trainer. Nach dem Ende seiner Aktivenkarriere wechselte er direkt vom Feld an die Seitenlinie. Aktuell ist er in der zweiten Saison Trainer des Badenligateams der HG Oftersheim/Schwetzingen.

2020/2021 belegte sein Team nach sechs Spieltagen und 6:6 Punkten einen Mittelfeldplatz als die Saison abgebrochen wurde, aktuell kämpfen die Zipf-Mannen um einen Platz in der Aufstiegsrunde der zweigeteilten Badenliga. „Die Liga ist in Nord- und Südstaffel unterteilt. Die jeweils besten vier Teams spielen über Kreuz gegen die andere Staffel um den Aufstieg, die jeweils schlechteren vier gegen den Abstieg. Wir wollen mindestens Platz vier erreichen!“

Das Badenligateam ist der Perspektivkader für die Drittligamannschaft. „Spieler sollen als Einheit weiterentwickelt und individuell vorangebracht werden, um dann auch in der dritten Liga eingesetzt werden zu können“, erklärt Zipf, der den Leistungsgedanken in seinem Team ständig weiter „hochschrauben“ möchte. Zufriedenheit sei Stillstand und Stillstand ein Rückschritt, so seine Philosophie.

Dass seine Spieler teils fünf Jahre älter sind als er selbst, sei nie ein Problem in Training oder Spielen gewesen. „Ich habe mir am Anfang Gedanken gemacht, ob die älteren Jahrgänge auf mich hören würden, aber das komplette Team war offen und begeistert sich gerne immer wieder für neue Trainingsinhalte.“

Für Innovationen und modern gestaltete Übungseinheiten ist Julian Zipf mittlerweile bekannt. „Ich verwende zum Beispiel technologische Hilfsmittel“, erklärt er. „Hierzu gehört unter anderem Videofeedback mittels Tablet oder das Training kognitiver und exekutiver Funktionen durch technische Hilfsmittel wie moderne ,Exekutive-Funktionen-Geräte’.“ Den größten Teil des Trainings nehme jedoch die Anpassung an Entwicklungstendenzen des modernen Handballs ein. „Als Beispiel wäre hier die Rolle des Kreisspielers zu nennen“, führt Zipf aus, „die ich in meiner Abschlussarbeit an der Uni analysiert habe und die wir modern interpretieren. Wir versuchen, taktisch aus Bekanntem auszubrechen und nicht den normalen Stiefel – wie ihn einige Mannschaften in der Liga praktizieren – zu spielen.“ Erkenntnisgewinn, den er durch sein Sportstudium erlange, nutze er stets gerne für die Steuerung des Trainings, „was auch immer wieder innovative Trainingsmethoden hervorbringt“.

Seine Leidenschaft für Handball weckt bei Zipf auch die Gelüste nach mehr: „Das Hobby zum Beruf zu machen, ist auf jeden Fall eine schöne Vorstellung“, so der Oftersheimer. „Erste oder zweite Bundesliga klingt jetzt vielleicht vermessen, aber man darf ja träumen.“ Tatsächlich arbeitet Zipf bereits als Werkstudent für den Badischen Handball-Verband, verwaltet das Lehrwesen, nimmt gerne an Fortbildungen teil und hatte während eines Praktikums beim Deutschen Handballbund unter anderen auch schon mit Bundestrainer Alfred Gislason Kontakt.

Ein Bachelorstudium der Sportwissenschaft macht die Dreifachbelastung für Zipf komplett – gibt ihm aber auch die Möglichkeit, fit zu bleiben. „Das Studium verlangt viel Sportmotorisches und beinhaltet viele Übungen aus der Leichtathletik. Ich kann jetzt zum Beispiel auch Diskuswerfen“, sagt Zipf mit einem Schmunzeln.

Reizen und reisen

Zwei- bis dreimal pro Woche besucht Zipf selbst das Fitnessstudio. „Wenn ich das nicht tun würde, würden sich die Gelenke beschweren – also setze ich Reize.“ Er sei kein Lauffreund, auch wenn er mit seinem Team in der Vorbereitung jogge. „Ich finde, ich kann von meinen Jungs nichts erwarten, was ich nicht auch selbst leiste“, unterstreicht Zipf. Daher absolviere er nicht selten dieselben Übungen wie seine Spieler. Statt auf den Lauf setze er allerdings eher auf Krafttraining, führt er weiter aus.

Aktivurlaube in Form von Skiurlauben mit Freunden rundeten sein Sportprogramm ab, sagt Zipf. „Aber eher Entspannung am Strand als Aktivurlaub – und nichts Wiederkehrendes!“

Michael Wiegand, Schwetzinger Zeitung, 16.02.2022

Bilder: Lutz Rüffer

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