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Dankbar – aber nicht wehmütig

Doppelinterview – Holger Löhr (HG Oftersheim/Schwetzingen) und Adrian Fuladdjusch (Kurpfalz-Bären) betreuen zum letzten Mal ihre Teams

Der Samstagabend steht im Zeichen der Abschiede: Sowohl bei der HG Oftersheim/Schwetzingen in der Pokalrunde der 3. Handball-Liga als auch bei den Kurpfalz-Bären in der Bundesliga der Frauen stehen die Trainer Holger Löhr und Adrian Fuladdjusch zum letzten Mal an der Seitenlinie. Auf Löhr folgt bei Oftersheim/Schwetzingen Frank Schmitt, Fuladdjusch wird von Franziska Steil beerbt. Während die HG ab 19 Uhr beim TV Plochingen zu Gast sein wird, bekommen es die Bären daheim bereits eine Stunde zuvor mit dem Mitabsteiger 1. FSV Mainz 05 zu tun und im Vorfeld haben wir mit den beiden scheidenden Persönlichkeiten gesprochen.

Herr Löhr, Herr Fuladdjusch, mit welchen Gedanken gehen Sie in das letzte Spiel als Trainer Ihrer Vereine?

Holger Löhr: Ich spüre weder Wehmut, noch bin ich froh darüber. Ich habe mich bewusst für diesen Schritt entschieden und möchte das Spiel genießen. Es gab auch keine besondere Vorbereitung.

Adrian Fuladdjusch: Ich verspüre eine Menge Dankbarkeit. Ich war sechs Jahre lang bei den Bären und bin durch diese Aufgabe ein anderer Trainer und Mensch geworden. Das kann ich für meinen Teil so beantworten. Ich habe mich in diesem Umfeld enorm weiterentwickelt.

Was waren die schönsten Momente in dieser Zeit?

Löhr: Als Trainer waren die schönsten Momente die, in denen ich die Mannschaft zwei oder drei Schritte voranbringen konnte. Wenn wir taktisch reagieren konnten, die Pläne aufgegangen sind und wir Varianten einbauen konnten, dann bleibt das hängen. In der Vorsaison gab es solche Spiele besonders auswärts. Da konnten wir das eine oder andere Mal deutlich gewinnen, womit ich im Vorfeld nicht gerechnet habe. Dann gab es noch die Derbys, die ich genossen habe und die Entwicklung einzelner Spieler.

Fuladdjusch: Ich erinnere mich besonders an den Aufstieg mit den Junioren in die 3. Liga. Das war für mich ein besonderer Entwicklungsschritt. Die Emotionen werde ich nicht vergessen und es ist auch die Mannschaft, die mir am meisten am Herzen liegt und auch immer einen Platz in meinem Herzen haben wird. Wir haben von 2015 bis 2020 miteinander gearbeitet und das war etwas Besonderes.

Was waren auf der anderen Seite die traurigsten Momente?

Löhr: Immer dann, wenn Spieler uns verlassen haben, war es schwierig. Außerdem tun einem Verletzungen leid. Die Situationen sind nicht immer einfach. Das gilt aber auch für diese Corona-Phase: Der Spielplan war so zerstückelt, den Jungs fehlen die Zuschauer und die damit verbundene Würze in den Spielen.

Fuladdjusch: Die Niederlagenserie, die ich mit den Junioren erlebt habe. Wir hatten das Potenzial und haben trotzdem sieben Spiele nacheinander verloren. Daraus habe ich aber eine Menge ziehen können. In der ersten Mannschaft waren es andere Voraussetzungen. Ich habe aber gelernt, dass man nie an sich zweifeln darf, sonst nutzen das die Gegner konsequent aus und am Ende haben wir mit den Junioren trotz dieser Serie noch sicher die Klasse gehalten.

Welcher Spieler, welche Spielerin hat in der Zeit den größten Sprung gemacht?

Löhr: Der Jahrgang 1999 hat inzwischen ein solides Drittliga-Niveau erreicht. Dazu gehören unter anderem Niklas Krämer, Kevin Suschlik und Max Barthelmeß. Ich traue ihnen zu, weitere Schritte zu gehen. Mir fällt auch noch Tom Jansen ein. Er kam als A-Jugendlicher und hat sich gut entwickelt. Inzwischen ist er einer der Leistungsträger beim Zweitligisten TV Großwallstadt. Über allem stand aber natürlich die Weiterentwicklung der gesamten Mannschaft.

Fuladdjusch: Es ging mir darum, der Mannschaft meine Idee des Handballs zu vermitteln – sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. Allerdings hatte ich auch Wegbegleiterinnen. Katja Hinzmann und Lea Marmodee zum Beispiel. Sie waren von Anfang an dabei und gehören jetzt der ersten Mannschaft an.

Wie beurteilen Sie die Zukunftsaussichten Ihres Vereins?

Löhr: Der Club ist auf einem guten Weg, aber im Jugendbereich steckt im strukturellen und individuellen Bereich noch bislang unausgeschöpftes Potenzial. Da geht es um die Basics und ich erwarte im Jugendbereich noch einmal ein anderes Niveau, um den Sprung in die 3. Liga zu erleichtern. Wir haben gute Talente und gute Trainer, aber der Sprung ist sehr groß. Der HG muss aber nicht bange sein, sie wird im semiprofessionellen Bereich bestehen können.

Fuladdjusch: Die Bären sind gut aufgestellt. Mit Armin Wagner gibt es einen Geschäftsführer, der aus der Wirtschaft kommt. Er ist eine Persönlichkeit und ein Ketscher Urgestein. Christian Lange kommt aus dem Handball und ist ebenfalls ein Mann, der dem Verein weiterhilft. Mit Franziska Steil kommt eine tolle Trainerin und ich übergebe eine intakte Mannschaft. Ich bin mir sicher, dass Ketsch auch in der 2. Liga eine gute Rolle spielen wird.

Welche Wünsche haben Sie für den Saisonabschluss?

Löhr: Ich wünsche mir, dass wir uns wieder so präsentieren, wie in den vergangenen Wochen. Das Team soll mit Charakter spielen, Leidenschaft zeigen und sich belohnen, damit es eine entspannte Heimfahrt wird.

Fuladdjusch: Unabhängig vom Spiel: Ich hoffe, dass alle Spielerinnen gesund bleiben und keine Nachwirkungen auftauchen. Außerdem wünsche ich mir, dass die scheidenden Spielerinnen sich vom Verein so verabschieden können, wie sie es sich vorgestellt haben.

Wie sieht Ihr persönlicher Weg aus?

Löhr: Die bevorstehende Pause ist wichtig für mich. Ich möchte etwas Abstand gewinnen und mich als Trainer vielleicht auch noch einmal weiterentwickeln, möglicherweise eine Hospitanz bei einem höherklassigen Club absolvieren. Das steht noch nicht fest. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich ohne den Handballsport nicht kann.

Fuladdjusch: Ich werde zum Buxtehuder SV wechseln und umziehen. Dennoch möchte ich mir selbst treu bleiben und mich nicht verstellen. Das habe ich in der Vergangenheit nie getan und daran möchte ich auch festhalten. mjw

Schwetzinger Zeitung, 22.05.2021

Bild: Lutz Rüffer

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