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Voll besetzte Hütte – aber keine Derbypunkte

Oftersheim/Schwetzingen unterliegt Rhein-Neckar-Löwen II knapp

Es ist eigentlich müßig und überflüssig zu erwähnen, dass Spiele von Drittligist Oftersheim/Schwetzingen meist spannd bis in die Schlussphase bleiben, auf den letzten Drücker entschieden werden – oder eben kurz davor.

So geschehen im Handball-Derby mit den Rhein-Neckar-Löwen II voll voll besetzter Hütte, dass die HG mit 25:28 (11:13) verlor. Das hätte durchaus nicht sein müssen und ist umso ärgerlicher, da der Konkurrenzdruck von hinten anhält. Denn Willstätt und Neuhausen auf den Fildern gewannen ihre Begegnungen.

Warum es nicht hätte sein müssen? Auch Team-Manager Simon Förch fragte öffentlich nach, weshalb der Sack bei bestehender Möglichkeit nicht zugemacht wurde. Der Start ging zwar klar an die Gegner und nach nur drei Minuten griff der gastgebende Trainer Christoph Lahme nach der Grünen Karte (0:2) als sein Keeper Benedikt Müller schon drei Bälle, darunter einen Konter abgewehrt hatte. Doch dann kamen seinen Jungs in Fahrt, und er brachte das Plastikutensil brav wieder zurück. Denn sie stellten den Spielstand auf 7:3, kassierten zehn Minuten keinen Gegentreffer. Müller nagelte seinen Kasten förmlich zu. Es hätte sogar mehr an Polster sein dürfen oder fast müssen. Einiges blieb dann doch leichtsinnig liegen.

Früh hatte sich das heimische Anhängervolk auf die Schiedsrichter als Spielverderber eingeschossen. So, als Leon Haase übel von den Beinen geholt wurde, sein dennoch geglückter Treffer wegen vorzeitigem Pfiffs keine Anerkennung fand. Der fällige Siebenmeter landete dafür nicht im Netz, der Sünder, Lukas Wichmann, kam mit einer einfachen Zeitstrafe gut davon. Oder als der gleiche HG-Akteur später mit Verletzungsfolge abgeräumt wurde und vom Feld getragen werden musste.

Nach dem satten Vorsprung gestattete der Gastgeber jedoch mit einer Serie von Fehlpässen und Fangfehlern dem Gegner einfache Tore und somit ins Spiel zurückzukehren und in diesem zu bleiben. Oftersheim/Schwetzingen lieferte jetzt seinerseits sechs torlose Minuten ab. Gleichauf ging es dem Pausengang entgegen bis zwei unnötig vergeigte Aktionen Maximilian Kessler und Valentin Clarius erlaubten, ihre Farben in leichten Vorteil zu bringen. Lahme monierte: „Wir hatten insgesamt zwei Phasen, die waren maßgeblich für das Spiel. Die verlieren wir mit minus zehn, haben da wieder ohne Kopf agiert, werfen einfach die Bälle weg, haben dne Gegner machen lassen, was er wollte und halten uns nicht an den Spielplan.“

Dieses Manko wurde nach Seitenwechsel unter anderem durch starke Abwehraktionen des A-Jugendlichen Leonard Zaum schnell vergessen gemacht (16:14/39., RNL-Coach Alex Bossert, der frühere Pforzheim/Eutinger, hatte schon zuvor zum Timeout gerufen). Doch es kam keine dauerhafte Sicherheit ins Aufbauspiel. Auch  Förch monierte, „zu viele einfache Fehler vorne“. Bald hatte das auswärtige Team wieder knapp die Nase vorne und war beim 22:26 (53.) eigentlich schon fast uneinholbar enteilt.

Die jüngere Vergangenheit hat jedoch gelehrt, dass da noch nichts in Stein gemeiselt ist. Die HG deckte zunehmend offensiver, spekulierte teils erfolgreich auf Ballgewinne, leistete sich dann aber vorne wie hinten immer wieder kleine Aussetzer, so dass letztendlich nichts Zählbares mehr heraussprang. Den Unparteiischen die Schuld zuzuschieben wäre dann doch zu einfach und einseitig und wurde so auch im Trainergespräch nicht kommentiert.

Bossert hatte die bessere Auswechseloptionen für sich reklamiert, aber auch als Lahme eine komplette zweite Reihe (Zaum, Hammarberg und Leibnitz für Burmeister, Wahl und Haase, beileibe keine zweite Garnitur) aufs Spielfeld schickt, wusste diese sich zu behaupten und durchzusetzen. Die Unmisslichkeiten passierten durch die Bank weg bei allen irgendwann einmal. Und irgenwann ein paar Mal zu viel. mj

HG: Müller, Fauerbach; Barthelmeß (3), Schulz, Wahl (4), Krämer (4), Suschlik (4), Burmeister (3), Stier, Zaum (3), Hammarberg, Haase (1/1), Geisler (1), Leibnitz (2).

Stimmen

Alex Bossert, Trainer RNL: Es war ein klasse Derbystimmung. Es stimmt, wir haben jede Woche eine andere Mannschaft, eine andere Aufstellung und aaufgabe. Jetzt profitieren wir aber von der gemeinsamen Vorbereitung mit den jungen Spielern. Die haben dann auch Akzente gesetzt. Allerdings haben wir zwischendurch den Faden verloren, leichte Bälle an die HG gegeben. Da musste ich in den Auszeiten die jungen Spieler zurückholen. Wir haben dann auch von 5:1 auf 6:0 umgestellt. Und es war auch klar, dass die Wechselmöglichkeiten von Christoph (Lahme) ein bißchen übersichtlich sind. Das war unser Vorteil, da haben wir uns einen Vorsprung erspielt und sind sehr glücklich, dass wir das bis zum Ende so halten konnten. Unsere Bank war sehr stabil.

Christoph Lahme, Trainer HG: Ich bin wortwörtlich abgefuckt, sorry für diese Wortwahl. Aber die Seuche zieht sich durch die ganze Woche wie so ein kleiner Faden. Wir vermochten das Training nicht ganz optimal zu getalten und etliche Spieler haben sich nach Verletzungen ohne Training heute durchgemüht. Da war es schwierig zu wechseln, zumal als erst Leo(nard Zaum) teilweise (blutige Nase) und später Leon (Haase) komplett (Hüftprellung) ausfielen. Es tut mir nur für unsere ganzen Zuschauer leid, dass wir auswärts deutlich besser agieren als momentan daheim. Kommt trotzdem bitte alle wieder, wir brauchen die Heimpunkte noch. Das wird auf Dauer, jetzt sind es noch sechs Spieltage, ausschlaggebend im Abstiegskampf. Wir werden und müssen  noch ein anderes Gesicht zeigen.

Lukas Sauer, früherer HG, jetziger RNL-Spielmacher: Ich bin froh, dass wir die zwei Punkte geholt haben, noch dazu vor so vielen Zuschauern. Unsere Taktik ist aufgegangen, denn wir haben in den entscheidenden Situationen nicht aufgegeben.

Bild: Andreas Moosbrugger

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25. Oktober 2025

„Mentalität und Einsatz stimmen“

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„Mentalität und Einsatz stimmen“

3. Liga: HG-Trainer Christoph Lahme und Kapitän Marc Kern beziehen Stellung zur aktuellen Situation.

Die HG Oftersheim/Schwetzingen steckt vor dem heutigen Drittliga-Handballspiel gegen den VfL Pfullingen vielleicht nicht unbedingt in der Krise, aber zumindest in einem Loch, aus dem sie wieder herauskommen will. Zu Beginn der Woche war es noch etwas hektisch. Schließlich übt Trainer Christoph Lahme noch einen „normalen“ Beruf im IT-Wesen aus und Kapitän Marc Kern (Bild) musste an der Universität Klausuren bewältigen. Trotzdem nahmen sich beide Zeit für dieses Interview.

Wie kann man mit so einer Situation von Trainerseite umgehen – ohne sich ständig in seinen Ansagen zu wiederholen?

Sich hinterfragen ja, zweifeln nein: HG-Coach Christoph Lahme

Christoph Lahme: Wiederholen ist gar kein schlechter Ansatz. Genau diese Art der Wiederholungen, egal ob verbal oder über Spielsituationen, sind es, die uns in manchen Abläufen einfach fehlen. Es ist mir durchaus bewusst, dass ein Henri Hell nicht 1000 Wiederholungen mit Yannick Muth hatte. Oder einer der beiden mit Sinan Antritter. Geschweige denn mit Istvan Ferger. (Die Spieler können hierbei beliebig ausgetauscht werden.)  Ich bin froh, dass wir unter Woche wieder einigermaßen in Trainingssituationen kommen, bei der die am Wochenende nebeneinander um Punkte ackernden Jungs gemeinsam auf der Platte stehen. Der momentane Tabellenstand ist natürlich nicht zufriedenstellend, jedoch müssen wir auch realistisch sein. Der Spaß muss zurück in die Trainingshalle, ohne den geht es nicht. Schlechte Stimmung und Nörgeln helfen uns nicht und auch kein Hinterherjammern verpasster Chancen. Die Mentalität stimmt und auch der Einsatz, wir müssen jetzt einfach mal durchziehen und uns belohnen.

Welche Rolle kommt dem Mannschaftskapitän in dieser schwierigen Phase zu?

Marc Kern: In erster Linie versuche ich, Ruhe ins Team zu bringen und den Fokus zu halten. Wenn’s nicht läuft, ist jeder schnell unzufrieden, was wiederum zu Unkonzentriertheiten führt. Da braucht es jemanden, der vermittelt, motiviert und manchmal auch klare Worte findet. In dieser Hinsicht muss auch ich mich definitiv noch steigern.

Wie gehst du persönlich mit der Situation um?

Kern: Ehrlich gesagt, ist das nicht leicht. Niederlagen nagen an einem, vor allem, wenn man sieht, dass der Wille und das Können vorhanden sind. Ich versuche, nach vorn zu schauen und das Positive herauszufiltern. Jammern hilft uns nicht weiter.

Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, die Lage zu verbessern?

Kern: Ich kann/muss vorangehen – mit Einsatz, Körpersprache und Kommunikation. Ich versuche, das Team auf dem Platz zu pushen und auch außerhalb des Spielfelds Gespräche zu suchen.

Wie steht es um die Stimmung im Team?

Kern: Natürlich ist sie nicht auf dem Höhepunkt. Frust ist da, aber das gehört im Sport dazu. Wichtig ist, dass wir im entscheidenden Moment zusammenhalten und jeder versteht, worum es geht.

Den Anhängern zu versprechen, dass ihr bis zum Ende kämpft, klingt ausgelutscht. Was könnte man ihnen diesmal sagen?

Kern: Ich verstehe, dass die Fans solche Worte irgendwann nicht mehr hören können. Wir wissen, dass wir besser sein müssen und vor allem besser sein können. Jeder im Team will zeigen, dass wir brennen, die nächsten Punkte in der Nordstadthölle zu behalten.

 Zweifelt der Coach auch an seinen eigenen Entscheidungen?

Lahme: Zweifeln ist absolut fehl am Platz, jedoch ist eines auch klar: Ich hinterfrage ständig meine Entscheidungen – egal ob bei Sieg oder Niederlage. Das gehört einfach dazu und hilft mir auch, besser zu werden. Wenn man am nächsten Tag das Spiel im Video schneidet, fragt man sich ständig, wieso man hier nicht anders als Trainer agiert hat. Es ist das gleiche Learning wie bei den Spielern.

Spiel: HG Oftersheim/Schwetzingen – VfL Pfullingen (Samstag, 19.30 Uhr, Nordstadthalle Schwetzingen)

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