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„Dreckiger Sieg“ lässt HG jubeln

Sommer und Antritter wenden Rückschlag in letzten Minuten ab

Die Formulierung „Krimi“ für ein Handballspiel ist ausgelutscht. Aber anders lässt sich der Verlauf, insbesondere jener der letzten Minuten der Jugend-Bundesligapartie zwischen der HG Oftersheim/Schwetzingen und der JSG Balingen/Weil-stetten nicht charakterisieren.

Mit 27:26 (13:16) ging das Match um einen möglichen Platz in der Meisterrunde an den Gastgeber. Dabei führten die Kurpfälzer nur einmal – ab 59:58 Minuten Spielzeit. „Wer unter die ersten Vier will, muss auch dreckige Siege mitnehmen“, meinte danach Trainer Christoph Lahme.

Dass es überhaupt zu so einem „kriminellen“ und erfolgreichen Ende kommen würde, war lange nicht abzusehen. Ganz im Gegenteil, die ersten fast 20 Minuten – und nicht nur diese – waren ernüchternd (7:12). Dabei zeigte sich einmal mehr, dass die Hauptverantwortung des Angriffsgeschehens (noch) auf den Schultern von Sinan Antritter und Bastian Seitz lastete. Die ersten vier HG-Treffer trugen die Handschrift von Seitz, es folgten drei von Antritter, der anschießend Louis Maurer dreifach in Szene setzte.

Damit hatte sich der Hausherr zunächst in einen ausgeglichenen Spielfluss eingefunden und schaffte es, bis auf zwei Treffer heranzukommen. Aber auch in der beginnenden Endphase war noch nicht viel für einen Umkehrschwung auszumachen. Doch Lahme sah es später positiv: „Wir haben es geschafft, im Gegensatz zu den vorherigen Partien, unsere Kraft für die Crunchtime besser einzuteilen und uns allen so mehr Luft zu verschaffen.“

Dies war unter anderem der Rückkehr von Rückraummann Leonard Zaum ins Team zu verdanken. Nach Fußverletzung griff er wieder ein, fand sich nach kleinen Anlaufschwierigkeiten besser zurecht und entlastete damit die Hauptprotagonisten. Seitz legte dafür sein Hauptaugenmerk nun auf die Deckung und agierte am Kreis. „Unsere permanent wechselnden Abwehrsysteme in der zweiten Halbzeit haben Balingen/Weilstetten ständig vor neue Aufgaben gestellt und zwangen die Bank der JSG zu immer neuen situativen Anpassungen.“

Doch dies allein reichte noch nicht ganz. Erst mussten Zaum im Solo und Thorben Löffler für die Annäherung sorgen (25:26/57.), dann parierte Steffen Sommer einen freien Wurf von Halbrechts. Während der nächste heimische Angriff nichts einbrachte, fischte im Gegenzug Seitz hinten den Ball heraus und schickte Antritter zu Konter und Ausgleich. Bei 59:30 Minuten gab es einen Siebenmeterpfiff gegen die HG, aber Sommer parierte gegen Mischa Locher – die Halle stand Kopf. Antritter führte fünf Sekunden vor Spielende einen Einwurf auf den in Freiwurfentfernung hinter einer Mauer bereitstehenden Zaum aus. Dieser passt allerdings umgehend zurück und Antritter war von Rechtsaußen frei durch und mit einem Leger erfolgreich. Spielende.

HG: Rabe, Sommer; Antritter (6), Auth, Schmid (1), Seitz (7/2), Drees, Zaum (4), Winkler, Kirchner (1), Maurer (7/1), Zimprich, Löffler (1). mj

Bild: Lutz Rüffer

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25. Oktober 2025

„Mentalität und Einsatz stimmen“

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„Mentalität und Einsatz stimmen“

3. Liga: HG-Trainer Christoph Lahme und Kapitän Marc Kern beziehen Stellung zur aktuellen Situation.

Die HG Oftersheim/Schwetzingen steckt vor dem heutigen Drittliga-Handballspiel gegen den VfL Pfullingen vielleicht nicht unbedingt in der Krise, aber zumindest in einem Loch, aus dem sie wieder herauskommen will. Zu Beginn der Woche war es noch etwas hektisch. Schließlich übt Trainer Christoph Lahme noch einen „normalen“ Beruf im IT-Wesen aus und Kapitän Marc Kern (Bild) musste an der Universität Klausuren bewältigen. Trotzdem nahmen sich beide Zeit für dieses Interview.

Wie kann man mit so einer Situation von Trainerseite umgehen – ohne sich ständig in seinen Ansagen zu wiederholen?

Sich hinterfragen ja, zweifeln nein: HG-Coach Christoph Lahme

Christoph Lahme: Wiederholen ist gar kein schlechter Ansatz. Genau diese Art der Wiederholungen, egal ob verbal oder über Spielsituationen, sind es, die uns in manchen Abläufen einfach fehlen. Es ist mir durchaus bewusst, dass ein Henri Hell nicht 1000 Wiederholungen mit Yannick Muth hatte. Oder einer der beiden mit Sinan Antritter. Geschweige denn mit Istvan Ferger. (Die Spieler können hierbei beliebig ausgetauscht werden.)  Ich bin froh, dass wir unter Woche wieder einigermaßen in Trainingssituationen kommen, bei der die am Wochenende nebeneinander um Punkte ackernden Jungs gemeinsam auf der Platte stehen. Der momentane Tabellenstand ist natürlich nicht zufriedenstellend, jedoch müssen wir auch realistisch sein. Der Spaß muss zurück in die Trainingshalle, ohne den geht es nicht. Schlechte Stimmung und Nörgeln helfen uns nicht und auch kein Hinterherjammern verpasster Chancen. Die Mentalität stimmt und auch der Einsatz, wir müssen jetzt einfach mal durchziehen und uns belohnen.

Welche Rolle kommt dem Mannschaftskapitän in dieser schwierigen Phase zu?

Marc Kern: In erster Linie versuche ich, Ruhe ins Team zu bringen und den Fokus zu halten. Wenn’s nicht läuft, ist jeder schnell unzufrieden, was wiederum zu Unkonzentriertheiten führt. Da braucht es jemanden, der vermittelt, motiviert und manchmal auch klare Worte findet. In dieser Hinsicht muss auch ich mich definitiv noch steigern.

Wie gehst du persönlich mit der Situation um?

Kern: Ehrlich gesagt, ist das nicht leicht. Niederlagen nagen an einem, vor allem, wenn man sieht, dass der Wille und das Können vorhanden sind. Ich versuche, nach vorn zu schauen und das Positive herauszufiltern. Jammern hilft uns nicht weiter.

Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, die Lage zu verbessern?

Kern: Ich kann/muss vorangehen – mit Einsatz, Körpersprache und Kommunikation. Ich versuche, das Team auf dem Platz zu pushen und auch außerhalb des Spielfelds Gespräche zu suchen.

Wie steht es um die Stimmung im Team?

Kern: Natürlich ist sie nicht auf dem Höhepunkt. Frust ist da, aber das gehört im Sport dazu. Wichtig ist, dass wir im entscheidenden Moment zusammenhalten und jeder versteht, worum es geht.

Den Anhängern zu versprechen, dass ihr bis zum Ende kämpft, klingt ausgelutscht. Was könnte man ihnen diesmal sagen?

Kern: Ich verstehe, dass die Fans solche Worte irgendwann nicht mehr hören können. Wir wissen, dass wir besser sein müssen und vor allem besser sein können. Jeder im Team will zeigen, dass wir brennen, die nächsten Punkte in der Nordstadthölle zu behalten.

 Zweifelt der Coach auch an seinen eigenen Entscheidungen?

Lahme: Zweifeln ist absolut fehl am Platz, jedoch ist eines auch klar: Ich hinterfrage ständig meine Entscheidungen – egal ob bei Sieg oder Niederlage. Das gehört einfach dazu und hilft mir auch, besser zu werden. Wenn man am nächsten Tag das Spiel im Video schneidet, fragt man sich ständig, wieso man hier nicht anders als Trainer agiert hat. Es ist das gleiche Learning wie bei den Spielern.

Spiel: HG Oftersheim/Schwetzingen – VfL Pfullingen (Samstag, 19.30 Uhr, Nordstadthalle Schwetzingen)

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