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Im Interview: Handball-Trainer Detlef Röder über alternative Trainingsansätze

Für Vorstandsmitglied Michael Zipf von der HG Oftersheim/Schwetzingen ist Handball-Jugendtrainer Detlef Röder der „innovativste Trainer“ des Vereins. Der Coach der B-Jugend fühlt sich geschmeichelt, gibt das Lob aber an alle Kollegen weiter. Im Interview spricht er über seine Ansätze und die Methoden, die er für den Trainingsalltag nutzt.

Herr Röder, was unterscheidet Ihr Training von alltäglichen Mannschaftseinheiten?

Detlef Röder: Es ist nicht nur geprägt von konditionellen, athletischen und handballerischen Elementen, sondern auch von Übungen, die das Gehirn und im Speziellen das Arbeitsgedächtnis trainieren. Hierbei nutze ich die neuesten Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Ein gut ausgebildetes Arbeitsgedächtnis und die Fähigkeit, impulsive Reaktionen zu kontrollieren oder zu hemmen, sind die Basis für kognitive Flexibilität. Also die Fähigkeit, sein Verhalten und seine Gedanken an neue, sich verändernde Situationen anzupassen. Das bringt nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag einen Nutzen für meine Spieler.

Hierbei helfen auch sogenannte ExF-Geräte. Wie funktionieren sie?

Detlef Röder: Dadurch werden den Spielern über Lichtsignale Aufgaben zugewiesen, welche sie dann in einer farblich vorgegebenen Reihenfolge meistern müssen. Hierbei wird die Entscheidungs- und Handlungsschnelligkeit trainiert sowie die Aufmerksamkeit und die Bewegung gesteuert. Spieler mit einer stark ausgeprägten kognitiven Flexibilität können sich schnell auf Veränderungen oder neue Situationen einstellen und entsprechend darauf reagieren. Als weiteren Baustein meiner Trainingseinheiten habe ich Mentaltraining eingebunden.

Welche Inhalte verbergen sich hinter dem Heidelberger Kompetenztraining (HKT)?

Detlef Röder: Es dient der Entwicklung der mentalen Stärke. Das HKT zielt darauf ab, jedem Menschen geeignete Strategien und Kompetenzen zu vermitteln, die sie unterstützen, selbst gesteckte Ziele zu erreichen und ihr persönliches Potenzial zielgerichtet und bewusst zu aktivieren. Kurz gesagt: Gut sein, wenn es darauf ankommt. Die Inhalte sind:  Ziele klar zu definieren, sich richtig zu konzentrieren, seine Stärken zu kennen und zu stärken und die Abschirmung von Störfaktoren.

Welche Fortschritte haben Sie bisher schon feststellen können?

Detlef Röder: Mit der männlichen B-Jugend habe ich theoretische und praktische HKT-Trainingseinheiten durchgeführt. Die Spieler haben an diesen Trainingseinheiten sehr interessiert und motiviert teilgenommen. Nach diesen Einheiten stellte ich fest, dass unsere Spieler während Trainingseinheiten und Wettkampfspielen deutlich längere Konzentrationsphasen hatten. Übungen während des Trainings wurden deutlich schneller korrekt ausgeführt und während des Spiels wurden Anweisungen von der Bank konsequenter und rasch ausgeführt. Es wurde zu einem festen Ritual vor Trainingseinheiten und Spielen, sich in den Zustand höchster Konzentration zu bringen. Spieler und Eltern teilten mir auch mit, dass sie das HKT auch beim Lernen und in der Schule anwenden würden. 

Welches Feedback erhalten Sie von den Spielern?

Röder: Nervosität, Leistungsdruck und Wettkampfstress führen dazu, dass Spieler nicht ihre körperliche Höchstleistung während des Handballspiels abrufen können. Durch Ergänzung zum körperlichen Training schafft das Mentaltraining ein effizienteres Trainieren und dies bildet die Basis, damit im Wettkampf der Spieler sein Leistungspotential abrufen kann. Mentale Stärke kann die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern. Durch die Fortbildung zum HKT-Konstruktor verfüge ich über Basiswissen, um vor und auch während meiner Trainingseinheiten und Wettkampfspielen positiv auf meine Spieler einwirken kann.

In sportlicher Hinsicht konnten bisher zwei Spiele ausgetragen werden, die jeweils gewonnen wurden. Schon im Oktober war die Saison wieder zu Ende. Wie halten sich die Jungs fit?

Detlef Röder: Durch den Teil-Lockdown und die damit verbundene Einstellung des Trainings- und Spielbetriebs mussten wir unsere Trainingsform auf autonomes Training umstellen. Da wir dies bereits aus der Vorbereitung kannten, fiel es uns Trainern nicht schwer, schnell darauf zu reagieren. In Absprache mit unserem Athletiktrainer Silvan Schäfer wurden für die Jungs wöchentlich abwechselnde Trainingspläne erstellt. Diese führen sie aus, tragen die Ergebnisse in ein Trainingsbuch ein und melden die Daten dadurch an uns Trainer. Einige Spieler trainieren nach Absprache bei der A-Jugendbundesliga-Mannschaft mit. Die Fortsetzung unserer Oberliga soll am letzten Wochenende im Januar 2021 wieder starten. Auf diesen Zeitpunkt zielt derzeit unsere Planung ab.

Welchen Ansatz haben sie als nächste Methode bereits in der Schublade?

Detlef Röder: Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass das Mentaltraining nicht nur die sportliche Leistung steigern kann, sondern durch Kombination von realem und mentalem Training die Leistungsentwicklung der jungen Spieler beschleunigt wird. Ein weiterer Ansatz des Mentaltrainings ist die Minimierung des Verletzungsrisikos. Durch hoch konzentriertes Training ist man sich seiner Bewegungen bewusst und kann dadurch verhindern, sich zu verletzen.

Wie nutzen Sie persönlich die Spielpause?

Detlef Röder: Die spielfreie Zeit nutze ich zur Vorbereitung der nächstmöglichen Mannschaftstrainingseinheiten, meiner persönlichen Weiterbildung und zur Kaderplanung für die kommende Saison.

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25. Oktober 2025

„Mentalität und Einsatz stimmen“

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3. Liga: HG-Trainer Christoph Lahme und Kapitän Marc Kern beziehen Stellung zur aktuellen Situation.

Die HG Oftersheim/Schwetzingen steckt vor dem heutigen Drittliga-Handballspiel gegen den VfL Pfullingen vielleicht nicht unbedingt in der Krise, aber zumindest in einem Loch, aus dem sie wieder herauskommen will. Zu Beginn der Woche war es noch etwas hektisch. Schließlich übt Trainer Christoph Lahme noch einen „normalen“ Beruf im IT-Wesen aus und Kapitän Marc Kern (Bild) musste an der Universität Klausuren bewältigen. Trotzdem nahmen sich beide Zeit für dieses Interview.

Wie kann man mit so einer Situation von Trainerseite umgehen – ohne sich ständig in seinen Ansagen zu wiederholen?

Sich hinterfragen ja, zweifeln nein: HG-Coach Christoph Lahme

Christoph Lahme: Wiederholen ist gar kein schlechter Ansatz. Genau diese Art der Wiederholungen, egal ob verbal oder über Spielsituationen, sind es, die uns in manchen Abläufen einfach fehlen. Es ist mir durchaus bewusst, dass ein Henri Hell nicht 1000 Wiederholungen mit Yannick Muth hatte. Oder einer der beiden mit Sinan Antritter. Geschweige denn mit Istvan Ferger. (Die Spieler können hierbei beliebig ausgetauscht werden.)  Ich bin froh, dass wir unter Woche wieder einigermaßen in Trainingssituationen kommen, bei der die am Wochenende nebeneinander um Punkte ackernden Jungs gemeinsam auf der Platte stehen. Der momentane Tabellenstand ist natürlich nicht zufriedenstellend, jedoch müssen wir auch realistisch sein. Der Spaß muss zurück in die Trainingshalle, ohne den geht es nicht. Schlechte Stimmung und Nörgeln helfen uns nicht und auch kein Hinterherjammern verpasster Chancen. Die Mentalität stimmt und auch der Einsatz, wir müssen jetzt einfach mal durchziehen und uns belohnen.

Welche Rolle kommt dem Mannschaftskapitän in dieser schwierigen Phase zu?

Marc Kern: In erster Linie versuche ich, Ruhe ins Team zu bringen und den Fokus zu halten. Wenn’s nicht läuft, ist jeder schnell unzufrieden, was wiederum zu Unkonzentriertheiten führt. Da braucht es jemanden, der vermittelt, motiviert und manchmal auch klare Worte findet. In dieser Hinsicht muss auch ich mich definitiv noch steigern.

Wie gehst du persönlich mit der Situation um?

Kern: Ehrlich gesagt, ist das nicht leicht. Niederlagen nagen an einem, vor allem, wenn man sieht, dass der Wille und das Können vorhanden sind. Ich versuche, nach vorn zu schauen und das Positive herauszufiltern. Jammern hilft uns nicht weiter.

Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, die Lage zu verbessern?

Kern: Ich kann/muss vorangehen – mit Einsatz, Körpersprache und Kommunikation. Ich versuche, das Team auf dem Platz zu pushen und auch außerhalb des Spielfelds Gespräche zu suchen.

Wie steht es um die Stimmung im Team?

Kern: Natürlich ist sie nicht auf dem Höhepunkt. Frust ist da, aber das gehört im Sport dazu. Wichtig ist, dass wir im entscheidenden Moment zusammenhalten und jeder versteht, worum es geht.

Den Anhängern zu versprechen, dass ihr bis zum Ende kämpft, klingt ausgelutscht. Was könnte man ihnen diesmal sagen?

Kern: Ich verstehe, dass die Fans solche Worte irgendwann nicht mehr hören können. Wir wissen, dass wir besser sein müssen und vor allem besser sein können. Jeder im Team will zeigen, dass wir brennen, die nächsten Punkte in der Nordstadthölle zu behalten.

 Zweifelt der Coach auch an seinen eigenen Entscheidungen?

Lahme: Zweifeln ist absolut fehl am Platz, jedoch ist eines auch klar: Ich hinterfrage ständig meine Entscheidungen – egal ob bei Sieg oder Niederlage. Das gehört einfach dazu und hilft mir auch, besser zu werden. Wenn man am nächsten Tag das Spiel im Video schneidet, fragt man sich ständig, wieso man hier nicht anders als Trainer agiert hat. Es ist das gleiche Learning wie bei den Spielern.

Spiel: HG Oftersheim/Schwetzingen – VfL Pfullingen (Samstag, 19.30 Uhr, Nordstadthalle Schwetzingen)

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